Dentalphobie – Oft gegenwärtig
Der Gang zum Zahnarzt ist nicht unbedingt das, was man als Spaß bezeichnen würde. Oft ist es unangenehm, die Hände von jemandem und laute Werkzeuge im Mund zu haben. Bohren und Saugen sind selten angenehme Erfahrungen.
Die Angst spielt uns also gerne ein Schnippchen. Dabei ist sie meistens nur in unseren Gedanken vorhanden, kann aber dadurch den ganzen Körper lähmen. Dentalphobie ist weit verbreitet. Das liegt auch an vielen Zahnärzten, die wenig gegen die Ängste der Patienten unternehmen. Schon alleine das Betreten einer Praxis hat kaum etwas mit einem Wohlfühlgefühl gemeinsam. Alles wirkt steril, strukturiert und sehr unpersönlich. Ein weiterer Grund, warum die Dentalphobie weit verbreitet ist. Das Angstgefühl kann sogar zum Zahnausfall führen. Oft ist das Gefühl, alleine der Gedanke zum Zahnarzt zu gehen, so bedrückend, dass der Besuch Jahre, in einigen Fällen sogar Jahrzehnte aufgeschoben wurde. Zahnausfall ist in solchen Fällen garantiert. Die Krankenkassen sehen dabei die Schuld beim Patienten, letztlich geht es darum, die Kosten nicht tragen zu müssen. Fakt ist aber, das Dentalphobie oft so tief sitzt, dass diese Angst Betroffene förmlich lähmen kann.
Wie Menschen am besten mit dieser Angst umgehen und welche Lösungsansätze weiterhelfen, haben wir einmal zusammengefasst. Eventuell findet der eine oder andere für sich dabei eine gute Möglichkeit, um die eigene Angst zu überwinden.
Angst ist nicht gleich Angst
Dentalphobie ist eine Angst vor dem Zahnarzt. Menschen mit dieser Phobie fühlen sich ängstlich, wenn sie an einen Zahnarztbesuch denken oder tatsächlich einen Zahnarzt aufsuchen. Negative Erfahrungen in der Vergangenheit, eine familiäre Vorgeschichte oder das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, können zu Dentalphobie führen. Aber,- Dentalphobie ist eigentlich nur ein schwammiger Oberbegriff. Es gibt sogar einen weiteren Unterschied zwischen der Behandlungsangst bei Zahnarzt und der Zahnbehandlungsphobie. Praktisch kaum ein Mensch geht gerne zum Zahnarzt. Man könnte sogar so weit gehen, dass Zahnärzte die meistgehassten Mediziner weltweit sind. Das Angstgefühl kann von einem leichten Unbehagen bis sogar merklichen Symptomen reichen. Zu letzteres gehören zum Beispiel Zitteranfälle, schwere Beine oder starkes Schwitzen.
Bei den meisten Patienten bleibt diese Angst jedoch in einem normalen Rahmen, wodurch die regulären Termine wahrgenommen werden können. Die Dentalphobie ist praktisch die krankhafte Angst vor dem Zahnarztbesuch, während die normalen Ängste als Zahnbehandlungsangst bezeichnet werden. Kommt es zu der Angsterkrankung, werden Termine laufend verschoben und im Endeffekt gar nicht mehr wahrgenommen. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung weltweit sind von der Dentalphobie betroffen. Die gesundheitlichen Risiken enorm. Karies betrifft jeden. Wird die Erkrankung nicht behandelt drohen Zahnausfall und weitere körperliche Einschnitte. Im Laufe der Zeit fällt das Essen schwerer und auch das Sprechen. Es droht sogar ein Herzinfarkt, wenn mehrere Zähne im Gebiss am verrotten sind. Das alles sind gute Gründe, sich frühzeitig mit den eigenen Ängsten und der Dentalphobie auseinander zusetzen.
Woher kommt die Angst
Es sind mehrere Gründe. Da sind zu einem die Arztpraxen selbst, die aufgrund ihrer Einrichtung und Behandlungsweise für Furcht sorgen. Die Zahnärzte könnten also einen Teil der Angst bereits nehmen, würden sie moderner arbeiten. Dazu haben wir unten einen weiteren Abschnitt kurz angesprochen. Hierdurch kommt es vor, dass ein Patient sich dem Arzt ausgeliefert fühlt. Der Zahnarzt hat es also in der Hand, schon im Vorfeld die Angst zu nehmen.
Hinzu kommt die Angst davon, dass eine Behandlung schmerzvoll sein könnte. Diese Gedanken entstanden häufig in der Kindheit, als jeder Besuch beim Zahnarzt von Horror geprägt war. Im Endeffekt geht es nun darum, diese Ängste abzubauen und Wege zu finden, damit zu leben.
Was die Angst und Dentalphobie anrichten kann
Auch wenn der Gang zum Zahnarzt noch so furchteinflößend erscheint, ist es nie eine gute Idee, Routinetermine zu vergessen. Eine unzureichende Mundhygiene führt zu einer Vielzahl von Problemen. Beispiele dafür, was passiert, wenn man den Zahnarztbesuch vermeidet, sind:
- Schlechter Atem
- Karies
- Zahnfleischerkrankung
- Entzündete Zähne
- Verfärbte Zähne
- Zahnbelag und Zahnstein
- Verlust von Zähnen
Es wird ein Zusammenhang zwischen Zahnfleischerkrankungen und Herzkrankheiten vermutet. Es ist möglich, dass die Entzündung, die in krankem Zahnfleisch vorhanden ist, sich in den Blutkreislauf ausbreitet und eine Verengung der Arterien verursacht. Der Nachweis eines Zusammenhangs zwischen schlechtem Zahnfleisch und dem Herzen ist von großer Bedeutung, da mehr als ein Viertel aller Amerikaner an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung sterben wird.
Vorbereitung für den Besuch
Wer das erste Mal einen neuen Zahnarzt besucht, sollte schon bei der Terminvereinbarung mitteilen, dass er Angst vor dem Zahnarzt hat oder das eben eine direkte Dentalphobie besteht. Viele Ärzte bereiten sich dann anders auf die Behandlung vor und versuchen mehr auf den Patienten einzugehen.
Begleitperson als Lösung
Wer Angst vor dem Zahnarzt hat, sollte nicht alleine gehen. Eine Begleitperson kann hilfreich sein, auch bei einer direkten Dentalphobie. Die Wartezeit bei vielen Zahnärzten ist mittlerweile sehr lang. Umso länger ein Patient im Wartebereich sitzt, der anfällig für diese Ängste ist, desto mehr werden sich diese bei ihm verstärken. Eine Begleitperson kann Abhilfe schaffen und entspannen. Alleine das Gespräch mit dem Begleiter lenkt ab und führt zum Vergessen der Angst.
Neuen Zahnarzt suchen
Wenn die Angst bei jedem Besuch groß ist, kann diese auch durch einen groben Zahnarzt verstärkt werden. Es kann dadurch sinnvoll sein, einfach eine neue Praxis aufzusuchen. Unter Umständen kann die Behandlung in der neuen Klinik besser und angenehmer sein und die Angst dadurch lindern. Zu den Aufgaben eines guten Zahnarztes gehört es, dass sich der Patient wohlfühlt, genauso wie er seine Zahnschmerzen behandelt. Viele Menschen denken nicht daran, aber ein Wechsel des Zahnarztes kann eine gute Möglichkeit sein, Ihre Ängste zu bekämpfen.
Spezialisierte Praxis
Es gibt in Deutschland einige Zahnärzte, die direkt auf Dentalphobie spezialisiert sind und die Wartezeit sowie Behandlung ganz direkt auf diese Patienten zuschneiden.
Dazu gehören auch:
- Fernsehen
- Musik
- Warme Decke
- Gemütliche Wartezimmer
- Abgetrennte Bereiche für Patienten (kein Massen-Warteraum)
Das Wartezimmer als Horrorzimmer
Zahnärzte gehören zu den unbeliebtesten Medizinern weltweit. Das nicht grundlos. Das Wartezimmer und die Zeit, die dort verbracht werden muss, beschreiben viele als absoluten Horror. Das Wartezimmer kann für Angstpatienten der schlimmste Ort sein, da sie ein Gefühl des Grauens und der Vorahnung verspüren. Wer über keine Begleitperson verfügt, sollte ein gutes Buch mitnehmen oder Kopfhörer, um sich von diesem grauenvollen Ort ablenken zu können.
Einige Zahnärzte verfügen über Fernsehgeräte, die sich ebenfalls als lohnende Ablenkung für ängstliche Patienten erweisen können. Patienten können auch um Zugang zum WiFi der Klinik bitten, damit während der Wartezeit ein paar YouTube-Videos oder anderes ansehen werden können.
Entspannungstechniken
Bei Phobien aller Art, so auch bei der Angst vor dem Zahnarzt, können spezielle Entspannungstechniken helfen. Kleinere Kurse finden sich in den meisten Großstädten. Auch bei YouTube und anderen Plattformen finden sich dazu interessante Anleitungen, mit denen diese Entspannungstechniken einfach zu erlernen sind. Damit verschwindet nicht die eigene Angst, aber sie kann doch deutlich reduziert werden.
Pausen bei der Behandlung
Angstpatienten sollten einen guten Zahnarzt aufsuchen, der die Behandlung nicht im Schnelltempo durchführen möchte. Einige Ärzte nehmen sich Zeit und unterbrechen auch mal die Behandlung für ein paar Minuten, damit der Patient durchatmen kann. Auch hier sind Entspannungstechniken hilfreich. Auch eine Begleitperson direkt im Behandlungszimmer kann helfen.- Eine beruhigende Stimme reicht oft aus, um Sie durch die zahnärztliche Behandlung zu begleiten.
Zahnärztliche Lokalanästhesie als Lösung
Die örtliche Betäubung in der Zahnarztpraxis kann eine Lösung sein, die zwar nicht alle Ängste verdrängt, den Weg aber leichter macht. Mit der zahnärztliche Lokalanästhesie kann die Schmerzempfindung im Zahn- und Kieferbereich kurzzeitig abgeschaltet werden. Nicht nur bei umfangreichen Eingriffen, wie Implantat Einsetzungen, sondern auch bei leichteren Behandlungen, wie das Ziehen von Zähnen und anderen. Hierzu wird ein Medikament injiziert – ein sogenanntes Lokalanästhetikum – direkt in die Wangeninnenseite oder das Zahnfleisch.
Sedierung die ganze Zeit über:
Die Sedierungszahnmedizin ist eine Methode, bei der der Patient während des gesamten Termins sicher sediert bleibt. Diese Sedierung sorgt dafür, dass er während des gesamten Prozesses ruhig und entspannt bleiben kann. Dies ist ideal für diejenigen, die ihre Phobie einfach nicht überwinden können, da der Zahnarzt sicher an den Zähnen arbeiten kann, während die Ängste durch das Sedativum unter Kontrolle gehalten werden.
Heutzutage verwenden Zahnärzte am häufigsten Lidocain als Anästhetikum. Vor einigen Jahrzehnten war Novocain die häufigere Option. Im Vergleich zu Novocain sind moderne Anästhetika auch weniger anfällig für allergische Reaktionen. Die Betäubungsmittel in diesen Anästhetika sind nur ein Bruchteil dessen, was Ihnen in der Zahnarztpraxis in den Mund gespritzt wird.
In dem Mittel sind z.B. enthalten:
- Natriumchlorid, um die Aufnahme des Medikaments in dem Blutkreislauf zu unterstützen
- Natriumhydroxid zur Unterstützung der betäubenden Wirkung
- Ein Vasokonstriktor, der durch Verengung der Blutgefäße dafür sorgt, dass die Taubheit länger anhält
- Etwas, das den Abbau des Vasokonstriktors verhindert
Arten von Betäubung:
- Blockinjektionen – Diese decken einen ganzen Bereich in dem Mund ab, zum Beispiel eine Seite des Oberkiefers
- Infiltrationsinjektionen – Diese betäuben einen viel kleineren Bereich, nämlich nur die Umgebung der Injektionsstelle
Der Ablauf:
Wenn sich Patienten einem Eingriff unterziehen, der eine lokale Anästhesie erfordert, wird der Zahnarzt den Mund vorbereiten, indem er einen Teil davon mit Watte oder Luft trocknet. Der Zahnarzt kann auch beschließen, den zu injizierenden Bereich mit einem Gel zu betäuben, um die Haut zu betäuben. Dies kann hilfreich sein, wenn der Patient Angst vor Injektionen hat. Das einzige Gefühl, dass die meisten Menschen empfinden, ist das Stechen des Medikaments, das in Ihr Gewebe eindringt, wenn die Nadel mit der Betäubungsflüssigkeit zum Einsatz kommt.
Wie lange dauert die Betäubung:
Die Betäubung kann bis zu mehreren Stunden andauern. Das bedeutet, dass es dem Patienten bis zu sieben Stunden nach der Anästhesie schwer fallen kann, klar zu sprechen oder zu essen. Vermeiden werden sollte es außerdem, mit der Seite des Mundes zu essen, die dem betäubten Bereich am nächsten liegt, denn so besteht eine hohe Verletzungsgefahr, die in dieser Zeit nicht bemerkt wird.
Gibt es Nebenwirkungen:
Anästhetika sind die am häufigsten verwendeten Medikamente in Zahnarztpraxen, und es ist sehr selten, dass Patienten negative Reaktionen auf sie zeigen.
- Ein Hämatom, das entsteht, wenn die Injektion ein Blutgefäß trifft
- Erhöhte Herzfrequenz aufgrund des gefäßverengenden Wirkstoffs
- Taubheitsgefühle außerhalb des gespritzten Bereiches
- Nervenverletzungen, wenn die Injektionen einen Nerv treffen sollte
Zahnarztpraxis muss moderner werden
Ein Grund der Ängste, liegt in der Zahnarztpraxis selbst. Es sind die sterile Umgebung, die Gerüche und die Geräusche. Wenig Patientenorientiert. Viele Zahnärzte arbeiten nicht kundenorientiert, also sehen den Patienten nicht als Kunde König an. Viel mehr ist es für sie ein Selbstverständnis, das die Kunden zu ihnen kommen.
Praxen dieser Art lassen sich durchaus freundlich gestalten. Schon der Empfangsbereich könnte dem sonst so harten und sterilen Bereich gegen mehr Gemütlichkeit weichen. Das alleine kann die Angst nehmen. Gerüche, wie wir sie vom Zahnarzt kennen, müssten grundsätzlich nicht sein. Auch hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die nicht nur von Hotels eingesetzt werden, um den unangenehmen Geruch in der Praxis zu überdecken und dem Patienten ein besseres Gefühl zu ermöglichen.
Die Wartezeiten in vielen Arztpraxen sind nicht akzeptabel und verursachen bei den Betroffenen einen weiteren Anstieg der Phobie. Hier könnte ein Zahnarzt mit moderner Software Termine besser koordinieren und die Wartezeiten deutlich auf ein Minimum reduzieren.
Auch die Kleidung des Arztes kann Abhilfe schaffen. Statt der weißen Kleidung und dem weißen Kittel, darf es durchaus farbig hergehen. Verboten ist das nicht. Weiß schaffte gerade bei einer Dentalphobie noch größere Ängste und sorgt für großen Abstand zwischen Patient und Arzt. Zahnärzte müssten also lernen, neu zu denken, modern zu denken. Davon sind wir aber leider noch sehr weit entfernt.
Neuen Termin sofort macht
Angstpatienten neigen dazu, nicht sofort bei Verlassen der Praxis einen Termin zu vereinbaren. Das ist ein großer Fehler. So wird das Telefonat oder die E-Mail für eine Terminierung weiter und weiter aufgeschoben. Sinnvoll ist es daher, den Anschlusstermin gleich in der Praxis zu vereinbaren. So ist auch bei Menschen mit einer Dentalphobie die Wahrscheinlichkeit höher, dass der kommende Termin wahrgenommen wird.
Grundsätzlich sollte sich jeder Mensch mit einer Phobie ausreichend auseinandersetzen und sich dieser stellen. Gerade bei dem Angst vor dem Zahnarzt überwiegen die Nachteile, die am Ende nicht nur zu Zahnverlust, sondern auch zu einem Herzinfarkt führen könnten.