Weisheitszähne

Weisheitszahn

Warum eigentlich „Weisheits“zahn?

Unsere Weisheitszähne sind die Nachzügler in der Entwicklung unseres Gebisses. Sie brechen in der Regel erst zwischen dem 16. und 25. Lebensjahr durch. Also im mehr oder weniger „fortgeschrittenen“ Alter. Der persische Arzt Avicenna nannte sie um 1000 deshalb (später aus dem Persischen ins Lateinische übersetzt) „dentes intellectus“. Und damit schaffte es die Weisheit in unseren Sprachgebrauch.

 

Andere Kulturen – andere Bezeichnungen: Im Arabischen heißen sie „Zähne des Geistes“, im japanischen „den Eltern unbekannt“, weil sie erst auftauchen, wenn die Kinder das Elternhaus verlassen haben. Die Koreaner nennen die dritten Backenzähne „Liebeszähne“, da man um die typische Zeit des Durchbruchs auch die erste Liebe erlebt.

 

Diese Nachzügler haben überhaupt eine lange Geschichte: Sie sind nämlich ein Überbleibsel unserer Zeit als Jäger und Sammler. Die Menschen damals hatten größere Kiefer als wir sie haben. Sie mussten ihre Nahrung meist unverarbeitet zerkauen, brauchten mehr Kaufläche und mehr Kraft.  Im Laufe der Jahrtausende hat sich der Kiefer entsprechend unserer Lebens- und Essgewohnheiten nach und nach verkleinert. Die Zähne aber sind gleich groß geblieben.

 

Daher haben unsere Zähne im Kiefer oft nicht genügend Platz, um sich ohne Probleme einfügen zu können. Die Folge: Beschwerden, Schmerzen.

 

Natürlich können Weisheitszähne auch viel später durchbrechen. Der älteste Mensch soll sogar schon 94 Jahre alt gewesen sein. Auf der anderen Seite kann es sein, dass diese dritten Backenzähne sich für immer unter dem Zahnfleisch verstecken oder nur teilweise zeigen – Experten sagen sogar, dies sei bei 80 Prozent der Menschen der Fall. Oder, auch das gibt es, sie sind überhaupt nicht vorhanden.

 

Wo finden sich die Weisheitszähne?

 

Der Weisheitszahn ist jeweils der achte Zahn im menschlichen Gebiss – immer von der Mitte aus gerechnet. Vier von ihnen hat der Mensch normalerweise. Normalerweise. Es kann auch sein, dass es nur einen, zwei oder drei gibt. In ganz seltenen Fällen finden sich hinter den Weisheitszähnen noch weitere Weisheitszähne. Sie werden Neuner oder Distomolaren genannt. Forschungen zu folge finden sich bei Volksgruppen in Afrika und Asien – die sich vorwiegend vegetarisch und von Rohkost ernähren – sogar bis zu zehn Zähne auf jeder Seite von Ober- und Unterkiefer.

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Wie sehen Weisheitszähne aus?

 

Weisheitszähne haben drei oder fünf Höcker – sie unterscheiden sich damit schon in ihrer Form von den anderen Zähnen. Außerdem ist die Anzahl der Wurzeln von Fall zu Fall unterschiedlich und, sie können verkümmert, spitz auslaufend oder gekrümmt sein.

 

Weisheitszähne behalten oder entfernen?

 

Wie so häufig gibt es darauf keine allgemeingültige Antwort. In der Regel empfehlen Zahnärzte ihren Patienten, erst dann etwas zu unternehmen, wenn es zu Beschwerden und Komplikationen kommt.

Wichtig ist, zumindest einmal im Jahr alles kontrollieren zu lassen. Besonders wichtig sind diese Kontrollen zwischen dem 16. und 21. Lebensjahr, da hier die Zahnwurzeln der letzten Backenzähne noch weniger stark entwickelt sind. Hier könnte eine präventive Entfernung ratsam sein.

 

Wenn zum Beispiel befürchtet wird,

  • die Weisheitszähne könnten den Biss stören und damit die Zähne schneller abnutzen
  • sie könnten Kiefergelenkstörungen verursachen, weil sie verdreht oder schief im Knochen liegen
  • die Zähne stünden später zu eng beieinander, was eine gute Mundhygiene erschweren könnte – die Folgen könnten Parodontitis oder Karies sein
  • dass die Weisheitszähne später nur teilweise durchbrechen und dies zu Zahnfleischentzündungen, Karies und anderen Komplikationen führen könnte
  • dass sich die Wurzeln eines oder mehrerer Weisheitszähne so entwickeln könnten, dass eine spätere Operation äußerst kompliziert würde.

 

Nicht selten wird darauf hingewiesen, dass Weisheitszähne die Ursache für Zysten, Tumore, Nervenschäden, Parodontal-Erkrankungen sein könnten.

Aber, es gibt keine Vorschrift für eine vorsorgliche Entfernung. Jeder Patient sollte sich eingehend mit dem Zahnarzt seines Vertrauens beraten. Er muss das Gefühl haben, dass sich für ihn ausreichend Zeit genommen wird.

 

Weisheitszahn raus oder nicht raus ist also individuell zu beurteilen.

 

Entwickelt sich der Weisheitszahn nämlich normal, ist gesund und hat im Kiefer genügend Platz, dann besteht kein Anlass ihn zu entfernen. Das lässt sich mittels eines Röntgenbildes einfach feststellen. Normalerweise treten dann auch nur geringe Schmerzen, wenn der Zahn durchbricht und keine Entzündungen auf. Ein Weisheitszahn kann übrigens auch als Ersatz für verlorene und geschädigte Zähne dienen – so zum Beispiel für einen fehlendenden Backenzahn.

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Klar ist auf alle Fälle, das Ziehen eines Zahnes ist ein operativer Eingriff und sollte niemals einfach so gemacht werden. Jede Operation birgt Risiken und kann zu Unannehmlichkeiten (Infektionen der Wunde, Kribbeln und Stumpfheit in Lippen und Zunge) für den Patienten führen. Eine Schädigung des Nachbarzahnes oder von Nerven ist möglich. Wie häufig diese Komplikationen auftreten ist bislang jedoch nicht eindeutig nachweisbar.

 

Wann ist es also gut, dass die Weisheitszähne entfernt werden?

 

Langanhaltende Schmerzen und Schwellungen bedeuten, da stimmt etwas nicht mit den Weisheitszähnen. Es kann auch zu leichtem Fieber kommen, geschwollenen Lymphknoten, schlechtem Atem und unangenehmem Geschmack im Mund.

 

Diese Symptome treten normalerweise auf, wenn die Weisheitszähne nicht richtig durchbrechen, kaputt sind, zu wenig Platz im Kiefer haben oder in einem ungewöhnlichen Winkel wachsen oder entzündet sind. Der schnelle Gang zum Zahnarzt ist in allen Fällen ratsam.

 

 

Woher weiß man, die Schmerzen kommen vom Weisheitszahn?

 

Auch gesunde Weisheitszähne können, wenn sie durchbrechen, durchaus Schmerzen verursachen. Das ist wie bei Kleinkindern, wenn die ersten Zähne kommen. Druckgefühl, dumpfes Klopfen im Zahnfleisch. Schwellungen und Rötungen sind ebenso normal wie Schmerzen beim Kauen und Schwierigkeiten beim Öffnen des Mundes oder beim Schlucken. Nicht selten kann es sein, dass die Mandeln anschwellen. Zu beachten ist, dass Weisheitszähne nicht stetig und alle auf einmal durchbrechen, so dass Schmerzen immer mal wieder auftreten können.

 

Wie läuft die Entfernung von Weisheitszähnen ab?

 

Ob durchgebrochen oder nicht – die Entfernung eines normal stehenden Weisheitszahnes ist zahnärztliche Routine, zumeist erfolgt sie unter örtlicher Betäubung. Trotzdem entstehen schlichtweg vier große Wunden im Zahnfleisch. Dennoch gibt es Patienten, die alle vier Weisheitszähne auf einmal loswerden wollen. Andere bevorzugen eine Entfernung peu à peu, beziehungsweise je nach (schmerzhaftem) Anlass.

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Wenn sie raus müssen, geschieht dies mithilfe eines Hebels und einer Zange. Danach auftretende Blutungen werden gestillt, in dem man für eine gute dreiviertel Stunde lang nach der Operation auf ein Stück Verbandmull beißt.

 

Sind die Weisheitszähne noch komplett im Knochen eingebettet, dann wird es etwas komplizierter – und wahrscheinlich unangenehmer. Der Zahn wird, gegebenenfalls unter Vollnarkose, entweder in Stücken oder im Ganzen herausgeholt. Schmerzen und Schwellungen sind also normal, sie sollten aber nach einigen Tagen vorbei sein. Kühlung (nicht mit Eis) mit einem kühlen, feuchten Waschlappen und Schmerzmittel schaffen Abhilfe. Bei starken, länger anhaltenden Schmerzen, Schwellungen, Blutungen oder gar Fieber sollte der Patient den Zahnarzt oder Kieferchirurgen aufsuchen.

 

Was muss man nach einem Eingriff beachten?

 

Nach einer Weisheitszahn-Operation sollte der Patient zwei bis drei Tage nichts Heißes trinken, nur mit Wasser und nicht mit einer der käuflichen Mundspülungen arbeiten. Von Rauchen ist dringend abzuraten, krümelige Speisen wie Nüsse erhöhen die Entzündungsgefahr. Außerdem sind Sport wie anstrengende Hausarbeit zu vermeiden, um Nachblutungen zu verhindern. Als ideal hat sich herausgestellt, mit leicht ­­erhöhtem Oberkörper zu schlafen. Sollte sich trotzdem Blut im Mund sammeln, nicht herunterschlucken, sondern ausspucken.

 

Gibt es eine besondere Pflege für Weisheitszähne?

 

Weisheitszähne sind ja eigentlich normale Zähne. Das heißt zum einen, auch sie können von Karies betroffen sein. Selbst häufiges und intensives Putzen entfernt nicht alle Zahnbeläge. Zum anderen liegen Weisheitszähne weit hinten im Kiefer und damit ist es viel schwieriger, sie optimal zu pflegen. Mit der Zahnbürste kommt man noch ganz gut hin, mit der Zahnseide aber ist es fast unmöglich, in den Zwischenraum zwischen Weisheitszahn und letztem Backenzahn zu kommen. Natürlich helfen eine richtige Zahnputztechnik und eine richtige Bürste, zum Beispiel um Entzündungen rund um die Weisheitszähne zu verhindern. Auch ein antibakterielles Gel kann helfen. Zu einer richtigen (Weisheits-Zahnpflege gehört auch eine professionelle Zahnreinigung oder Zahnprophylaxe – mindestens einmal im Jahr.